Filmentwicklung – Step by Step Anleitung

Eine Anleitung von Oliver Spalt (28.03.2023)

 

Die Schwarzweiß-Fotografie ist nach wie vor sehr beliebt. Filme und Fotochemie sind gut erhältlich. Der Qualität wegen empfiehlt es sich, die Filme selbst zu entwickeln. Werden die Filme zu Bilderdiensten zum Entwickeln gegeben, ist man meist sehr enttäuscht. Die Schwarzweiß-Filmentwicklung ist kein Hexenwerk, sie macht Spaß und man hat in relativ kurzer Zeit gute Ergebnisse.

 

Es gibt – wie so oft – viele Wege, die zu einem gut entwickelten Film führen. In diesem Beitrag stelle ich eine Methode vor, mit der man in einfachen Schritten gute Ergebnisse erzielt.

An Material benötigt man:

  • 1 Filmentwicklungsdose mit dazu passenden Spulen (z.B. von Jobo)
  • 1 Schere
  • 1 Filmentwickler (z.B. R09/Rodinal)
  • 1 Fixierer
  • 1 Netzmittelbad (oder ein Geschirrspülmittel)
  • 1 genaues Thermometer (am besten ein Laborthermometer)
  • 1 Stoppuhr oder das Smartphone mit Timerfunktion
  • 2 Messbecher mit ca. 50 bis 100 ml für die Chemie und mindestens
  • 3 größere Messbecher mit ca. 1 Liter für die angesetzte Chemie und das Wasser.
  • 1 Plastikeimer, eine Wanne oder einen großen Topf für Wasser
  • 1 Filmherausholer oder 1 Flaschenöffner oder eine Zange zum Köpfen der Filmpatrone
  • pro Film zwei Wäscheklammern oder spezial Filmklammern
  • Viel Wasser

 

Zubehör und Chemie lassen sich im Fachhandel oder bei Ebay kaufen.

Entwickler und Fixierer, Netzmittelbad, Laborthermometer, Filmentwicklungsdosen und Filmklammern bekommt man im Fachhandel oder im Internetversand, zum Beispiel bei macodirect.de oder Foto Impex.

Zudem benötigt man einen lichtdichten Raum, in dem man den Film einspult und in die Dose gibt. Meist eignet sich eine Toilette oder ein Bad. Wichtig: Es darf kein Licht in den Raum fallen. Auch nicht durch Türschlösser oder Tür- und Fensterritzen. Diese mit Tüchern zuhängen, mit Folien oder Kartons zukleben oder mit lichtdichtem schwarzen Klebeband abdichten.

Während der Filmentwicklung kommt der Film nacheinander in fünf Bäder:

  • Vorwässern
  • Entwickler
  • Stoppbad
  • Fixierbad
  • Netzmittelbad (oder Spülmittel)

Je nach Filmart, verwendeter Chemie und Routine braucht der gesamte Entwicklungsprozess ungefähr 25 bis 50 Minuten.

 


 

1. Schritt: Alles vorbereiten

Alle Bäder sind vor der Entwicklung vorzubereiten. Ansatz und Mischverhältnis ist den Bedienungsanleitungen der einzelnen Chemikalien zu entnehmen.

Um herauszufinden, welcher Film mit welchem Entwickler und welchem Fixierer wie lange entwickelt wird, empfiehlt sich die App Dev it! oder die Webseite www.devitapp.org. Oft befindet sich auf der Innenseite der Filmschachtel eine Empfehlung für die Entwicklungszeit. Einige Filmhersteller haben zudem Empfehlungen für die Entwicklung auf ihren Internetseiten veröffentlicht.

Die Temperatur muss exakt 20°C betragen !!!
Dies wird mit dem Thermometer kontrolliert.

Des Weiteren ist es günstig, schon ein paar Liter 20°C Wasser in einem großen sauberen Gefäß (Eimer, Wanne, Topf) bereit zu haben.

Bitte beachten: Für jede Chemikalie eigene Messbecher verwenden, da sonst die Chemiereste mit der Folgechemie reagieren. Das heißt:

  • 1 größeren Messbecher  (ca 1 Liter) für reines Wasser
  • 1 kleineren Messbecher (ca. 50 ml) für die abzumessende Entwicklerchemie
  • 1 größeren Messbecher  (ca 1 Liter) für das verdünnte Entwicklerbad
  • 1 kleineren Messbecher (ca. 50 ml) für die abzumessende Fixiererchemie
  • 1 größeren Messbecher a (ca 1 Liter) für das verdünnte Fixierbad.

 


 

2. Schritt: Aufspulen des Film

Dies muss bei absoluter Dunkelheit geschehen, da jedes Licht – auch Rotlicht – zur Belichtung des Films und damit zum Verlust der Bilder führt.

 

Wer diese Schritte noch nie gemacht hat, sollte einen unbelichteten Film opfern und das Aufspulen so lange bei Tageslicht üben, bis eine Grundsicherheit vorhanden ist. Bitte während des Vorgangs nicht auf die Filmfläche langen, sonst hat man nachher seine Fingerabdrücke auf den Negativen. Der Film lässt sich sehr gut auf der Oberkante und der Unterkante angreifen.

 

  • Der Film wird dabei ca 13 cm aus der Patrone heraus gezogen. Dazu verwendet man einen Filmherausholer oder knackt die Patrone mit einem Flaschenöffner oder einer Zange.
  • Dann wird die Lasche weggeschnitten und die Ecken mit der Schere leicht abgerundet.  So vorbereitet wird er  in die Filmspule eingeführt.
  • Dann wird er in die Spule eingespult. Hier gibt es unterschiedliche Techniken, die auch von der Art der Spule abhängen.
  • Wenn der ganze Film aus der Patrone aufgespult ist, schneidet man ihn an der Patrone mit der Schere ab und steckt ihn auf das Achsrohr.
  • Werden mehrere Filme eingespult, so werden sie nacheinander auf das Achsrohr gesteckt.
  • Sollte am Achsrohr noch Platz sein, so wird zum Schluss eine leere Spule auf das Achsrohr gesteckt, damit die andere Spulen später nicht verrutschen.
  • Die nun volle Spule wird dann in die lichtdichte Entwicklerdose gegeben.

 

Erst wenn diese verschlossen ist, darf Licht angemacht werden.

 

 

Um den Film aus der Patrone zu holen, kann man einen Filmherausholer verwenden oder den Deckel mit einem Flaschenöffner köpfen.

 

 

Die Filmspule hat eine Führung, in die der vorne abgerundete Film geschoben wird.

 

 

 

Für das Einspulen gibt es verschiedene Techniken. Bei vielen Filmspulen lässt sich der Film eindrehen. 

Auf das Bild klicken, um den Bewegungsablauf zu sehen.

 

 


 

3. Schritt: Vorwässern

Durch das Vorwässern wird der Film benetzt, bevor er mit der Chemie in Kontakt kommt. Gleichzeitig wird er gereinigt und die Dose und der Film werden vortemperiert.

  • Den oberen (kleinen) Deckel der Filmentwicklerdose öffnen. Wenn das Achsrohr in der Dose ist, kann kein Licht auf den Film fallen.
  • 20°C Wasser in die Filmdose geben, den Deckel schließen und eine Minute schwenken.
  • Den oberen (kleinen) Deckel der Filmentwicklerdose öffnen und das Wasser ausgießen.

 


 

4. Schritt: Entwickeln

Beim Entwickeln reagieren die belichteten Teilchen mit dem Entwickler und färben sich schwarz. Das eigentliche Bild entsteht. Wird zu kurz entwickelt, so zeigt das Bild einen zu flachen Kontrast (keine Schwärzen). Eine zu lange Entwicklung erhöht den Kontrast.

  • Den oberen (kleinen) Deckel der Filmentwicklerdose öffnen.
  • Stoppuhr starten.
  • 20°C Entwickler zügig in die Dose schütten. Den Deckel schließen. Inklusive der Einfüllzeit eine Minute lang kontinuierlich bewegen und schließlich die Dose fest aufstoßen, damit sich etwaige Luftbläschen in der Dose lösen.
  • Dann am Anfang jeder Minute 10 Sekunden lang Dose hin und her kippen, aufstoßen und sie anschließend wieder 50 Sekunden stehen lassen.
  • Wenn die Entwicklungszeit abgelaufen ist (siehe Beipackzettel oder Schachtelinnendruck Entwickler oder Dev it!), den oberen (kleinen) Deckel der Filmentwicklerdose öffnen und Entwickler in einen Behälter kippen oder entsorgen (je nach Entwicklertyp).

 

Die obere Öffnung der Dose erlaubt es, Wasser und Chemie einzufüllen und auszugießen, ohne dass Licht auf den Film tritt.

 

 

Wenn man den Film bewegt, dreht man die Dose auf den Kopf und zurück. Profies machen das ganz galant mit fließenden Bewegungen 😉

Auf das Bild klicken, um den Bewegungsablauf zu sehen.

 


 

5. Schritt: Stoppbad und Zwischenwässerung

Hier wird der Entwicklungsprozess gestoppt und der übrige Entwicklerrest heraus gewaschen

  • Den oberen (kleinen) Deckel der Filmentwicklerdose öffnen und die Dose mit 20°C Wasser auffüllen. Den Deckel schließen. Die Dose 10 Sekunden kippen und das Wasser wieder ausgießen.
  • Diesen Vorgang vier mal wiederholen.

 


 

6. Schritt: Fixieren

Beim Fixieren wird zum einen die hellgraue Filmschicht aufgelöst: Der Film wird durchsichtig.
Zum anderen wird der Film „lichtfest“ gemacht: Erst nach dem Fixierbad darf er mit Licht in Berührung kommen. Wird nicht ausreichend fixiert, so färbt sich der Film später dunkel.

  • Den oberen (kleinen) Deckel der Filmentwicklerdose öffnen.
  • Stoppuhr starten.
  • Die Dose mit 20°C Fixierer auffüllen. Den Deckel schließen. Dann im 10 sec. Kipprhythmus bewegen bis die Fixierzeit vorbei ist (siehe Anleitung Fixierer oder DevIt!). Fixierer in einen Behälter gießen.
  • Nun kann die Dose geöffnet werden. Der Film ist jetzt lichtfest. Wenn man ganz vorsichtig ein paar Zentimeter Film aus der Spule zieht, kann man erkennen, ob der Film richtig fixiert ist. Er müsste dann keine undurchsichtigen hellen Flecken oder Schlieren mehr haben und (bis auf die schwarzen Negativpartien) transparent sein. Sollte das nicht der Fall sein, muss man den Film noch einmal für die gleiche Zeit nachfixieren.

 


 

7. Schritt: Schlusswässerung

 

  • Bei diesem Bad wird die übrige Chemie heraus gewaschen. Wird dies nicht sorgfältig durchgeführt, so zeigen sich später auf dem Film Flecken.
  • Die Dose zur Hälfte mit Wasser füllen. 5 mal kräftig kippen und wieder ausleeren.
  • Die Dose wieder zur Hälfte auffüllen. 10 mal kippen und ausschütten,
  • dann 15 mal kippen,
  • dann 20 mal kippen,
  • dann 25 mal.
  • Abschließend noch einmal 30 mal kippen und ausschütten.

 


 

8. Schritt: Netzmittelbad

Das Netzmittelbad wäscht den Film und verhindert, dass sich beim Trocknen Kalkflecken bilden. Alternativ kann auch herkömmliches Spülmittel verwendet werden.

  • Den Dosendeckel öffnen, so dass die Filmspulen zu sehen sind. (Der Film ist jetzt fixiert und damit lichtunempfindlich.)
  • Zwei Tropfen Netzmittelbad (oder Spülmittel) hinzugeben und die Dose mit Wasser auffüllen.
  • Die Spulen in der Dose zwei Minuten lang sanft bewegen und dann das Spülmittel ausschütten
  • Jetzt ist der Film fertig entwickelt, die Dose kann geöffnet und der Film herausgenommen werden. Nun muss das Wasser auf dem Film abgestreift werden. Dies geschieht mit den Fingern (und bitte NIE mit einem Filmabstreifer, da diese sehr gerne den Film verkratzen).

 


 

9. Schritt: Trocknen

Film noch zum Trocknen aufhängen und fertig !!!!

  • Dafür knipst man oben und unten eine Filmklammer oder Wäscheklammer an den Film und hängt diese dann an eine Wäscheleine. Der Film sollte in einem möglichst staubarmen Raum hängen. Das Badezimmer ist meist ein guter Ort. Ganz unten am Film kann man fühlen, ob er trocken ist.

 

Den fertig entwickelten Film mit einer Klammer zum Trocknen aufhängen.

 


 

Die trockenen Negative kann man entweder scannen und am PC weiterbearbeiten oder man macht Abzüge im eigenen kleinen Schwarzweißlabor.

Je nach verwendeten Film-Chemie-Kombination und nach gewünschten Look empfiehlt es sich, bei den einzelnen Schritten der Filmentwicklung zu variieren. In diversen Internetforen und Fachbüchern lassen sich dazu Anregungen und Tipps finden.

Viel Spaß dabei!

 

 

 

 

Das könnte auch interessant sein:

Schwarzweißfotos im eigenen Labor vergrößern

Buchtipp: Die eigene Dunkelkammer

Absolut analog – Rundum sorglos analog fotografieren!

Anleitung: Eine Keksdose wird zu einem echten Fotoapparat!

 

Mrz 27th, 2023 | By | Category: Anleitungen, Hardware, Labor und Experimente

Leave Comment