Aus Bettlaken werden XXL-Cyanotypien! Eine Anleitung für Ganzkörper-Fotogramme
Die Kulturpädagogin mit dem Schwerpunkt Fotografie Anja Birnkraut ist hauptberuflich in der Jugendhilfe tätig. Sie betreibt seit 2016 nebenberuflich ein Atelier in Markt Schwaben. Neben den spannenden Fotografie-Workshops ist der „Cyanotypie-Schnupperkurs“ am gefragtesten. Mit ihrem „mobilen Cyano-Labor“ kommt sie auch gerne an anderer Orte. Mehr Infos unter www.lichtkisterl.de oder auf Insta unter „LICHTKISTERL“. In diesem Beitrag zeigt sie, wie man mit Bettlaken riesige Cyanotypien macht.
In meinen Cyanotypie-Workshops entstehen etliche Werke in unterschiedlichen Größen und Formen bis DinA4 auf Papier. Außerhalb meiner Workshops experimentiere ich immer wieder mit anderem Trägermaterialien (Stein, Ton, Muscheln, Holz, Stoff) und probiere immer neue Gegenstände für die Cyano-Fotogramme aus. Tja, und eines Tages ist aus den kleinen Probestoffen auch mal ein Bettlaken in mein „Experimentier-Visier“ gefallen…
Diese XXL-Cyanogramme eignen sich hervorragend für Gruppenevents, etwa zur Wandgestaltung in einer Wohngruppe oder im Kindergarten. Sie lassen sich als interaktive Aktionen zum Beispiel an einem Sommerfest, auf einem Straßenfest oder sonstigen öffentlichen Veranstaltungen durchführen. Natürlich laden sie auch zu privaten Fotoaktionen der besonderen Art ein.
So werden die Ganzkörper-Cyanotypien auf Bettlaken gemacht:
Bevor man dieses Ganzkörperlaken-Projekt durchführen will, ist es sicherlich hilfreich, vorher ein wenig Erfahrung mit Kleinformaten auf Papier zu sammeln, damit man ein Gespür für den Ablauf und Prozess bekommt. Aber dann kann es auch schon losgehen 😉
Vorbereitungsphase 1 „Laken“
Dieser Schritt ist nur ohne UV-Lichteinstrahlung möglich. Am Besten abends/nachts im Keller oder in einem abgedunkelten Raum.
Für ein Laken der Größe 230×140 cm sind folgende Schritte zu beachten:
- 600ml destilliertes Wasser mit 24g Kaliumhexacyanoferrat und 60g Ammoniumeisen-Citrat mischen.
- Die Chemie in einen Eimer füllen und das Laken darin tränken, kneten, wringen wieder tränken und aneinander reiben, weiter kneten bis es mit der Chemie vollständig getränkt ist. Bitte dazu Gummiehandschuhe anziehen und notfalls mit dem Pinsel oder einem Stock nachhelfen.
- Anschließend das Laken so über Nacht aufhängen, dass kein UV-Licht die lichtsensiblen Tücher schädigt. Hierfür kann man z.B. eine Teleskop-Besenstange quer im Keller an die Regale klemmen, so hat das Laken genügend Platz für Luftzufuhr und den Trockenprozess. Wer nicht möchte, dass sich der Boden unter dem Laken verfärbt, sollte eine Folie zum Schutz auslegen.
- Sobald das Laken trocken ist, wird es noch im Dunkeln komplett luft- und lichtdicht verpackt. Je mehr Zeit zwischen Verpacken und der Belichtung, also der kreativen Arbeit in der Sonne ist, desto wichtiger ist es, das Laken fest, dicht und dunkel einzupacken.
Das Laken wird zuerst mit der Cyanotypie-Chemie getränkt und dann zum Trocknen aufgehängt. |
Vorbereitungsphase 2 „Belichtung“
- Zeitpunkt beachten: beste Ergebnisse und einfachste Durchführung entstehen bei wolkenlosem Himmel und hohem Sonnenstand
- Platz finden: sonnig und weiche Unterlage, ohne „Wanderschatten“
- Wässerungsmöglichkeiten bedenken: Gartenschlauch, Badewanne, Trog oder Eimer. Alles ist möglich und muss der Situation angepasst werden.
- Aufhängung zum Trocknen im Vorfeld einrichten.
Je heller das Sonnenlicht, desto kürzer ist die Belichtungszeit der Ganzkörper-Fotogramme. |
Durchführung der Belichtung
- Die Person oder die Personen, die ihren Körper ablichten lassen wollen, sollten ihre Posen und die Ausrichtung zur Sonne bedenken bevor das UV-lichtempfindliche Laken hervorgeholt wird.
- Ist das „Motiv“ abgeklärt sollte das Laken zügig ausgebreitet werden. Personen positionieren sich sogleich darauf.
- Je nach Stärke der Sonne dauert auch die Belichtung. Dies kann sich von 10 Minuten bis 1 Stunde oder länger erstrecken.
- Nach der Belichtungszeit sofort Wässern und Auswaschen.
- Aufhängen. Trocknen. Fertig.
Nach der Belichtung wird das Laken sofort gründlich gewässert und dann zum Trocknen aufgehängt. |
Viel Spaß beim Experimentieren!
Ein Artikel von Anja Birnkraut.