Fotopädagogik

Autor: Oliver Spalt

Ästhetische Bildung durch Fotografie

Die Fotografie erlebt momentan eine Renaissance als Medium der Kinder- und Jugendarbeit.
Viele Schulen und Jugendzentren entdecken wieder ihre Dunkelkammer, die sie sich in den siebziger Jahren angeschafft haben. Sie beschließen, das Medium Fotografie wieder in die pädagogische Arbeit mit einzubeziehen. Gerade die Arbeit mit den einfachen Low-Tech Fotografie boomt. Immer mehr Kindergärten, Horte, Schulen und Jugendgruppen haben Spass am Erstellen von Fotogrammen, Fotobatiken oder dem Fotografieren mit Keksdosenkameras.

Jede Einrichtung hat zudem die Ausrüstung, um Bilder digital fotografieren und bearbeiten zu können. Fast jeder besitzt ein Handy mit Kamerafunktion, Digitalkameras sind weit verbreitet und so gut wie jeder hat einen PC. DieSoftware für die Bildbearbeitung kann man kostenlos aus dem Internet herunterladen und hat so ohne großen Aufwand oder Nebenkosten ein digitales Fotolabor.

Dabei stellt sich ein wichtiger Unterschied zur Fotoarbeit von früher heraus. Durch den technischen Fortschritt ist es viel leichter als früher geworden „gute” Bilder zu fotografieren und auch selbst zu entwickeln. War in den Siebzigern und Achtzigern vor allem die technische Faszination der Fotografie im Vordergrund, so kann man sich nun mehr auf die künstlerischen und die pädagogischen Stärken dieses Mediums konzentrieren. Im folgenden möchte ich ein paar wesentliche Aspekte dieses Mediums vorstellen.

Fotografie ist eine Reise vom Ich zum Du.

Fotografie als Kunstform ermöglicht es, den eigenen fotokünstlerischen Ausdruck zu finden. Mit ihr lassen sich neue Ausschnitte und  Perspektiven der Welt und des Gegenübers zu erschließen. Sowohl der Mensch hinter der Kamera als auch die oder der Porträtierte können sich mit den persönlichen Stärken und dem eigenen kreativen Potential erfahren.

Fotografie ist lebendige Kommunikation.

Kinder, Jugendliche und Erwachsene suchen nach Wegen, ihre Sicht der Welt darzustellen. Sie wollen ihre Gefühle, Sehnsüchte und Ansichten mitteilen. Die Fotografie bietet zahlreiche Möglichkeiten, sich aktiv mit der eigenen Person zu beschäftigen und mit der Umwelt in Kontakt zu kommen. Als Kunstform hilft sie, Innen- und Außenwelten zu entdecken, zu interpretieren und zu präsentieren.

Fotografie begeistert!

Entgegen der allgemeinen Vorstellung begeistert Fotografie in ihrer elementaren Form gerade durch ihre Einfachheit und Leichtigkeit (z.B. durch Keksdosenkameras). Schon ab dem Kindergartenalter eröffnet sie neue, spannende Sichtweisen und Darstellungsmöglichkeiten. Zielgerichtet eingesetzt unterstützt sie eine konstruktive Gruppenentwicklung und dient der Einzelförderung.

Fotografie motiviert!

Die Fotografie eignet sich hervorragend, um Gruppenprozesse zu gestalten und um Kinder und Jugendliche gezielt zu fördern. Sie motiviert durch viele kleine Schritte und Erfolge und begeistert auch über eine längere Zeitspanne.

Fotografie hilft zu reflektieren!

Ein eingefangener Augenblick erzählt viel über die ganz persönliche Sicht desjenigen, der hinter der Kamera steht. Ein Bild kann zum Spiegel werden, in dem sich der Fotograf erkennt und das sich im pädagogischen Prozess aufgreifen lässt.

Fotografie erzählt!

Kinder und Jugendliche können zeigen, was sie beschäftigt, wie sie sich selber verstehen, was sie empfinden und welche Prozesse sie durchlaufen. Fotografie als visuelle Ausdrucksform spricht direkt an, unabhängig von etwaigen Sprachbarrieren.

Fotografie ist allgegenwärtig und erschwinglich.

Fotografien sind allgegenwärtig und ein fester Bestandteil unserer Lebenswelt geworden. Mit der Etablierung der Digitalen Fotografie ist die Verbreitung der dazu nötigen Technik enorm gewachsen. Fast jeder Jugendliche verfügt heute über ein Handy mit Fotofunktion. So gut wie jeder Haushalt und jede Einrichtung hat eine Digitale Kamera und einen PC als Digitales Fotolabor. Mittels sehr guter und kostenloser Programme lassen sich die Fotos bearbeiten. Die Fotos lassen sich sofort ausdrucken, über Bilderdienste entwickeln oder Online publizieren.

Jede/r könnte heute das Potential der Fotografie für sich als Ausdrucks- und als Kunstform nutzen. Das Vermitteln der dazu nötigen Kompetenzen ist eine wichtige pädagogische Aufgabe.