Frühe Annäherung: Solar-Fotografie mit Vorschulkindern

Die „Solar-Krümel“ in der Hochschule
Ein Projekt zu Solar-Fotografie holt Vorschulkinder auf den Campus Merseburg

Die Kinder einer Merseburger Vorschulgruppe sind im Februar dieses Jahres zum ersten Mal mit der Solar-Fotografie in Berührung gekommen. Zu den Experimenten mit Wasser, Licht, Papier und Farben hatte der Leiter der Fotowerkstatt der Hochschule Merseburg Thomas Tiltmann eingeladen. „Kinder sind ein spannendes Klientel. Sie nähern sich den fotografischen Verfahren und dem Material unbefangener als ein Erwachsener“, sagt Tiltmann, der das Projekt auf Anregung seiner Hochschulkollegin Dr. Annette Henn durchgeführt hat.

Solar_Krümel_2

Von der Lego-Figur zum Fotogramm

Als Erstes waren die 5- bis 6-Jährigen aus dem Merseburger Kindergarten „Flax & Krümel“ gefragt, ihre alltäglichsten Gegenstände zusammenzutragen. Steine, Äste, Lego- und Playmobil-Figuren wurden anschließend auf Solar-Papier belichtet. „Erwartungsgemäß brachte die Arbeit mit Licht und Wasser viel Spaß. Allerdings wollten wir den chemischen Prozess nicht einfach nur hinnehmen, sondern die Fotogramme weiter gestalten“, erklärt Tiltmann, der dabei von der angehenden Mediengestalterin und Auszubildenden Jasmin Weber am Fachbereich Soziale Arbeit.Medien.Kultur unterstützt wurde.

Schattenbilder gestalten

In einem dritten Schritt sollten die 24 „Solar-Krümel“ ihre Schattenbilder auf dem Solarpapier ausmalen, weitermalen und verändern. Damit ging Tiltmann einen Schritt weiter als vergleichbare Projekt mit Solar-Papier: „Interessant war, dass die Krümel dann doch eher Hemmungen hatten, die Fotogramme mit weiteren Motiven zu gestalten. Sie haben sich ihren Werken sehr vorsichtig genähert und die Schattenbilder ausgemalt.“

Solar_Krümel_1

Gegenseitiger Lerneffekt

Dass sowohl Kinder als auch Erzieher wieder auf den Campus kommen wollen, spricht für den pädagogischen Erfolg des Projekts. „Aber auch für mich war diese Zeit eine große Inspiration im Hinblick auf meine Lehre an der Hochschule“, so Tiltmann. Er musste seine Erklärungen zu Fotogrammen und den dahinterstehenden chemischen Prozessen anpassen und Fragen beantworten, die er von seinen Studenten in der Regel nicht hört. Zudem brachte das Projekt ganz praktische Erkenntnisse zur Anwendung des Solar-Papiers. Thomas Tiltmann: „Es zeigte sich, dass die Angaben der Hersteller in der praktischen Anwendung nicht immer realistisch waren. Zum Beispiel funktioniert die Belichtung keineswegs in Innenräumen mit Energiesparlampen oder Halogen-Licht. Man benötigt tatsächlich UV-Licht.“

Weiterführende Informationen

Die „Solar-Krümel“ sind Teil einer ganzen Reihe von Projekten auf dem Campus Merseburg, welche Kinder an die vom Fachkräftemangel stark betroffenen MINT-Fächer heranführen soll. Zu den festen Terminen gehören zum Beispiel das Schülerlabor „Chemie zum Anfassen“, die Juniorvorlesungen „BeAnIng“ und der Technikwettbewerb First® Lego® League. Auch in der Fotowerkstatt waren nicht zum ersten Mal Kinder zu Gast.

In ähnlichen Projekten hatte Thomas Tiltmann bereits gute Erfahrungen damit gemacht, die Medienkompetenz von Kindern zu fördern und ihnen naturwissenschaftliche, chemische und künstlerische Verfahren näher zu bringen. Mit den „Solar-Krümeln“ hat er sich u.a. für den Bildungspreis der Deutschen Gesellschaft für Photographie e.V. (DGPh) sowie den Medienkompetenzpreis 2015 Mitteldeutschland beworben. Der künstlerische Mitarbeiter am Fachbereich Soziale Arbeit.Medien.Kultur, Abteilung Fotografie erlangte seine fachliche und pädagogische Expertise u.a. als Meisterschüler von Arno Fischer sowie Werner Mahler.

Kontakt: Tel.: 03 461 – 462 301, E-Mail.: thomas.tiltmann@hs-merseburg.de.


 

Verfasserin dieses Artikels: Claudia Kusebauch, Kompetenznetzwerk für angewandte und transferorientierte Forschung KAT

Copyright der Fotos: Thomas Tiltmann

Ein weiterführendes Interview zu diesem Projekt ist hier zu finden.

Wenn in dieser Pressemitteilung von Wissenschaftlern oder Forschern, Unternehmern, Existenzgründern, Studierenden, Teilnehmern oder Interessenten die Rede ist, sind damit sowohl weibliche als auch männliche Vertreter gemeint.

 

Weitere Artikel zur Cyanotypie auf www.fotopaed.de

Königsblaue Bilder aus Sonnenlicht

Lichtzauberer und Fotoalchemisten

Edd Carr animiert ein Musikvideo aus über 5000 Cyanotypien

Gesunde Ernährung, Fotografie und Cyanotypie: Ein Projekt mit Grundschülern

Buchtipp: Blaue Wunder – Techniken und Projekte mit Cyanotypie

Mai 7th, 2015 | By | Category: Beispiele für Fotoprojekte

Leave Comment