Historische Photographie im Museumsdorf – Kollodium-Nassplatte, Camera-Obscura und Cyanotypie

Vergessene Fototechniken erleben und ausprobieren

Eine Zeitreise zu den Ursprüngen der Fotografie konnten die Besucher*innen des Museumsdorfes Wackershofen bei Schwäbisch Hall erleben. Drei „historische Photographen“ zeigten Fototechniken aus der Anfangszeit der Lichtbilder. Gegen 1850 schrieb man die Fotografie noch „Photographie“. Die Bilder wurden nicht digital erfasst und gespeichert, sondern mit großen „Cameras“ und aufwändigen chemischen Verfahren hergestellt.

Eine Zeitreise zu den Anfängen der Fotografie. Jürgen Vogel, Oliver Spalt und Ralf Bräutigam zeigen alte Fototechniken, die um 1850 gebräuchlich waren.

 

 

Diese Zeitreise durch die Photographie begann mit der Camera-Obscura. Das Camera-Obscura-Prinzip ist auch heute noch die Grundlage einer jeden Fotografie. Mit selbstgebauten Lochkameras konnten die Besucher*innen erleben, was eine Kamera sieht: Eine Welt, die spiegelverkehrt ist und auf dem Kopf steht. Auch der Blick durch eine der 150 Jahre alten Balgenkameras faszinierte.

 

 

Wer wollte, konnte sich mit so einer historischen Kamera porträtieren lassen. Die Photographen zeigten und erklärten dazu das Kollodium-Nassplatte Verfahren. Ab 1850 wurde es vermehrt zum gängigen Fotoverfahren. Der Photograph brauchte dazu relativ wenig Equipment (weniger als eine Kutsche) und die Bilder waren nach einer damals sagenhaft kurzen Zeit von ca. 15 Minuten fertig belichtet und entwickelt.

 

Vor den Augen der Besucher*innen wurde im Museumsdorf eine Metallplatte mit Collodium beschichtet und mit Silbernitrat angereichert. Das so entstandene „Tintype“ wurde dann in eine der großen Balgenkameras gesteckt und belichtet. Im Anschluss wurde das Bild in einem historischen „Laborkoffer“ entwickelt. Das so entstandene Unikat wurde den Porträtierten als „Sofortbild“ überreicht.

Jedes Nassplattenbild ist ein Unikat. Im Licht spiegelt sich die Silberschicht auf der schwarzen Metallplatte und bringt ein leuchtendes Foto zum Vorschein.

 

Zudem zeigten die Photographen, wie zu der Zeit von Glasplattennegativen Positive entstanden. Mit UV-Licht-empfindlichen Cyanotypie-Papier konnte man selbst historische Negative aus dem Museumsdorf belichten und daraus wunderschöne Blaudrucke anfertigen.

 

Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Kollodium Verfahren mit den Cyanotypien kombiniert. Zu dieser Zeit haben die Photographen oft auf Glasplatten belichtet. Die so entstandenen Negative wurden dann mittels der Cyanotypie zu Positiven umgewandelt. So erhielt der Photograph einen ersten Eindruck von der Bildqualität und der Kunde konnte das Ergebnis sehen und mit nach Hause nehmen.

 

 


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Nov 10th, 2023 | By | Category: Beispiele für Fotoprojekte

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